Das historische Petrihaus
Das Petrihaus im Frankfurter Stadtteil Rödelheim liegt sehr idyllisch im Brentanopark, unmittelbar an der Nidda. Es wurde ursprünglich als Fachwerkhaus errichtet. Das exakte Baujahr ist nicht bekannt. Wie dendrochronologische Untersuchungen ergaben, wurde das Bauholz 1717 eingeschlagen, woraus man auf eine Bauzeit um 1720 schließen kann.
Das Haus gehörte dem Rödelheimer Bäckermeister Johannes Petri, 1819 wurde es durch den Kaufmann und Bankier Georg Brentano (1775- 1851), Bruder der Dichtergeschwister der Romantik Clemens Brentano und Bettine von Arnim geb. Brentano, für 1.150 Gulden erworben.
Ursprünglich als zweigeschossiges Haus mit Steildach erbaut, wurde es 1820 unter dem Einfluss des Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel umgebaut. Georg Brentano ließ eine flachere Dachkonstruktion mit weiten Überständen sowie einen zweiseitigen Balkonumgang auf schlanken, antikisierenden Holzstützen mit Kanneluren und Kapitellen errichten.
Mit seinem rustikalen Charakter zählt das Petrihaus einerseits zum Typ des romantischen Schweizerhäuschens, wie es im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert Mode war, andererseits wurde der Landhausstil mit spätklassizistischen Elementen kombiniert.
Georg Brentano nutzte das Haus als sein persönliches Refugium und richtete sich im ersten Stock einen Salon, ein Arbeitszimmer und einen Schlafraum ein. Begeistert beschrieb später Bettines Tochter Maximiliane in ihren Memoiren das Petrihäuschen:
„Das Poetischste von allem aber war das malerische Petrihäuschen, in dem der Onkel wohnte und auch ganz allein schlief. Es lag unter einer Platane nahe beim Niddawehr, so daß man immer das sanfte Rauschen des Wasserfalls hörte...
Das ganze Häuschen war von einem Balkon umgeben, der immer mit blühenden Pflanzen geschmückt war.
Im Innern kam man von einem kleinen Entrée mit einer Nische aus Mahagoni zuerst in des Onkels Arbeitszimmer, das mit bequemen Ledermöbeln ausgestattet war und an zwei Wänden Schränke voll prachtvoll eingebundener Bücher hatte.
Von da trat man in den kleinen Salon, der ganz in Weiß gehalten war, weißbirkene Möbel mit roten Bezügen und einen schneeweißen Marmorkamin hatte; an den Wänden hingen in feinen Rahmen aus poliertem Ahornholz wohl an die vierzig Aquarelle mit Bildern aus der Schweiz, die der Onkel auf einer Reise hatte malen lassen...
Das Allerschönste aber und für uns der Gegenstand steter Bewunderung war, daß man durch eine große Glasscheibe das Leben und Arbeiten der Bienen in drei Etagen übereinander beobachten konnte; auf der Rückseite dieses sonderbaren Bienenstocks waren die Öffnungen zum Ein- und Ausfliegen der Bienen.
Nebenan war das Schlafzimmer des Onkels, das ganz in Mattgrün gehalten war; auch von hier konnte man die Bienen durch ein Fenster von der Seite beobachten...“
Die Schönheit des Hauses beeindruckte auch Clemens Brentano, der 1826 in einem Brief an seinen Bruder die Eleganz des Petrihäuschens rühmte.
Von der „einsamen Laube am schäumenden Katarakt, ...der mit niedlichem Wohn- und Schlafzimmer eingerichteten Eremitage des Besitzers“ berichtete der Hamburger Domherr Johann Lorenz, der 1825 auf einer abendlichen Spazierfahrt nach Rödelheim kam.
Nach dem Tod Georg Brentanos (1851) gelang es den Nachfahren nicht, sein Lebenswerk als Gesamtanlage zu erhalten, 1910 wurde Rödelheim nach Frankfurt am Main eingemeindet, 1926 der gesamt Besitz der Brentanos an die Stadt verkauft und in den 1950er Jahren im Haus und auf dem Gelände des Petrihauses der Betriebshof der Stadtentwässerung angesiedelt.Bis 1968 diente das Petrihaus dem Leiter des Betriebshofes als Wohnung, danach wurde es nicht mehr genutzt und verfiel zusehends. Die Verbindung zum Rödelheimer Brentanopark war zerschnitten, das Petrihäuschen zur Ruine verkommen.
Öffentlicher Protest in den 1980er Jahren verhinderte den geplanten Abriss.
Ein Artikel aus der FAZ vom 09.03.1998